MDR steht für „Multi Drug Resistance“ und der Gendefekt wurde erstmals 1994 eher zufällig entdeckt. Es handelt sich hierbei um eine multiple Arzneistoffüberempfindlichkeit.
Bei betroffenen Hunden ist das MDR1-Transportsystem der Blut-Hirn-Schranke nicht richtig ausgebildet, sodass bestimmte Arzneimittel vermehrt in das Zentrale Nervensystem eindringen können. Dies führt zu gravierenden Nebenwirkungen in Form von Vergiftungen und kann sogar bis zum Tod führen.
Deshalb dürfen bestimmte Wirkstoffe bei betroffenen Hunden nicht verwendet werden, insbesondere einige Mittel gegen Parasiten, Antieleptika, Antibiotika und Beruhigungsmittel.
» Übersicht gefährlicher Arzneistoffe – Uni Gießen
Der MDR1-Genotyp eines Hundes kann einwandfrei per DNA-Analyse festgestellt werden. Bei Vorliegen eines Defekts ist der Tierarzt zu informieren, sodass dieser Alternativpräperate verabreichen kann.
Auch ein Hund, der nicht vom MDR1-Defekt betroffen ist kann natürlich – genauso wie der Mensch – mit unerwünschten Nebenwirkungen auf einzelne Arzneimittel reagieren.
Vorsicht geboten ist auch beim Verzehr von Pferdeäpfeln durch den Hund. Pferde werden regelmäßig mit Ivermectin- oder Moxidectinhaltigen Arzneimittel entwurmt. Rückstände davon können sich auch in den Pferdeäpfeln befinden. Besonders für MDR1-Gendefekt-Träger oder betroffene Hunde kann dies gefährlich werden. Doch generell sollte man seinen Hund nicht von Pferdeäpfeln fressen lassen, wenn man nicht sicher ausschließen kann, dass das Pferd medikamentös behandelt wurde.
Was sagt der MDR1-Genotyp?
MDR1-Gendefekt +/+ (frei) Es liegt ein funktionsfähiges MDR1-Transportsystem vor. Es müssen keine Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden.
MDR1-Gendefekt +/- (Träger) Der Hund ist Merkmalsträger für den Defekt und kann diesen weiterverben. Es kommt zur Zunahme von unerwünschten Nebenwirkungen bei bestimmten Arzneistoffen.
MDR1-Gendefekt -/- (betroffen) Der Hund ist von dem Defekt betroffen. Es fehlt ein funktionsfähiges MDR1-Transportsystem und der Defekt kann weitervererbt werden. Bestimmte Arzneistoffe dürfen nicht angewendet werden. Außerdem weisen betroffene Hunde einen erniedrigten Cortisolspiegeln auf. Dies führt in einem Stress- oder Krankheitszustand unter Umständen zu einer eingeschränkten Stressbewältigung bzw. Regenerationsfähigkeit. Möglicherweise haben betroffene Hunde auch eine erhöhte Anfälligkeit für die Entwicklung chronisch entzündlicher Darmerkrankungen. Hierzu werden weitere Studien erwartet.
Vererbung
Jeder Welpe bekommt sowohl vom Vater als auch von der Mutter ein Merkmal vererbt. Entweder “ + “ für ein intaktes Gen, oder “ – “ für ein defektes Gen. Je nach Genotyp der zu verpaarenden Tiere lassen sich schon im Voraus die theoretisch möglichen Genotypen der Nachkommen bestimmen.
Genotyp des Rüden | Genotyp der Hündin | ||
frei (+/+) | Träger (+/-) | betroffen (-/-) | |
frei (+/+) | 100% frei (+/+) | 50% frei (+/+) 50% Träger (+/-) |
100% Träger (+/-) |
Träger (+/-) | 50% frei (+/+) 50% Träger (+/-) |
25% frei (+/+) 50% Träger (+/-) 25% betroffen (-/-) |
50% Träger (+/-) 50% betroffen (-/-) |
betroffen (-/-) | 100% Träger (+/-) | 50% Träger (+/-) 50% betroffen (-/-) |
100% betroffen (-/-) |
Verpaarungen, bei denen Welpen mit dem Genotyp betroffen (-/-) fallen können, sind im DWZRV / VDH ausnahmslos verboten, wie auch schon im SWC.