Tschechien, Slowakei, Deutschland, Ungarn, Polen, Österreich, Belgien und nun auch in der Schweiz: Immer mehr der großen Hundezuchtvereine in Europa erkennen den Silken Windsprite national als eigenständige Rasse an.
Eine internationale Rasseanerkennung kann jedoch nur durch den großen Weltverband FCI erfolgen. Die Hürden dafür sind hoch – zu hoch für den Silken Windsprite? Welche Voraussetzungen genau erfüllt werden müssen und wie die Prognose für unsere Rasse ist, erfährst Du hier.
Rasseanerkennungen sind weit mehr als eine nette Geste und wortwörtliche Anerkennung – wurden unsere Hunde doch lange nur als „Sheltie-Whippet-Mixe“ oder „Designer-Dogs“ abgestempelt.
Durch die Zusammenarbeit mit einem großen Hundezuchtverein ergeben sich sehr viele Vorteile für die Rasse, für die Züchter und Käufer. Angefangen von speziellen Schulungen und Seminaren für Züchter, der Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Beirat, der Teilnahme an unzähligen Ausstellungen und Rennveranstaltungen und nicht zuletzt der fortlaufenden Kontrollen der Züchter, Zuchthunde und Welpen, die auch den Käufern eine große Sicherheit geben.
Die Voraussetzungen für eine nationale Anerkennung kann jeder der nationalen FCI-Hundezuchtverein selbst festlegen. In einigen Ländern sind die Hürden extrem gering, in anderen sehr viel höher und dann gibt es auch Länder, die eine nationale Anerkennung prinzipiell verweigern, wie Schweden und Frankreich.
Nationale Rasseanerkennung vs. internationale Rasseanerkennung
2015 wurde der Silken Windsprite in Deutschland national vom VDH (Verband für das Deutsche Hundewesen) anerkannt. Schon kurz darauf wurden Stimmen laut, wann denn nun endlich die internationale Anerkennung folgen würde.
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Die FCI wurde am 22. Mai 1911 mit dem Ziel gegründet, die Kynologie und die Rassehundezucht in allen Belangen zu unterstützen und zu schützen.
Sie ist die Dachorganisation der die nationalen Hundezuchtvereine unterstehen. Vorgaben der FCI sind für alle nationalen Verbände bindend.
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Eine internationale Rasseanerkennung kann nur die FCI (Fédération Cynologique Internationale) erteilen. Dem großen Dachverband unterstehen 76 nationale Hundezuchtvereine auf der ganzen Welt, dazu gibt es 13 assoziierte Mitglieder und 10 Vertragspartner. Erkennt die FCI eine Rasse an, müssen all diese Hundezuchtvereine die Rasse ebenfalls anerkennen und die Betreuung anbieten.
Also 99 Anerkennungen auf einen Streich, sozusagen. Umso schwerer ist die internationale Anerkennung zu erreichen.
Doch 2019 wurden gleich 6 Rassen von der FCI anerkannt: Prager Rattler, Böhmischer Schäferhund, Yakutskaya Laika, Miniature American Shepherd und Estnische Bracke.
Das ist eine erstaunliche Zahl – wurde sonst nur alle paar Jahre eine Rasse aufgenommen. Zuletzt der Segugio Maremmano in 2018, der Lancashire Heeler in 2016, der Thai Bangkaew Dog in 2011 und der Australian Stumpy Tail Cattle Dog in 2005.
Voraussetzungen für die internationale Rasseanerkennung
Welche Voraussetzungen für eine FCI-Anerkennung zu erfüllen sind, hat die FCI in ihrer Geschäftsordnung aufgelistet, wobei sich diese alle paar Jahre ändern (zuletzt im April 2019):
- Geschäftsordnung der FCI – Anhang 5 – Bestimmungen der FCI für die internationale (vorläufige und endgültige) Anerkennung einer Rasse
- Anhang 5a) GESUNDHEITSZUSTAND für die internationale vorläufige und endgültige Anerkennung einer neuen Rasse durch die FCI
- Anhang 5b) Bewertung von VERHALTEN/CHARAKTER (WESEN) und VERWENDUNG für die internationale vorläufige und endgültige Anerkennung einer neuen Rasse durch die FCI
Die Antragstellung
Der Antrag für die internationale Rasseanerkennung muss vom FCI-Hundezuchtverein des Ursprungslandes der Rasse gestellt werden, bei uns also von den USA. Das Problem ist jedoch, dass der Silken Windsprite in seinem Ursprungsland selbst nicht national anerkannt ist, also auch der dortige Hundezuchtverein keinen Antrag stellen würde.
Die Lösung: Der Antrag kann auch von einem anderen FCI- Hundezuchtverein „im Auftrag“ gestellt werden.
Das Ursprungsland der Rasse bliebe dasselbe, aber das Land des antragstellenden FCI- Hundezuchtverein tritt als sogenanntes „Patronatsland“ auf: Genauso kam es zur internationalen Anerkennung des Miniature American Shepherd. Hier ist Ungarn das Patronatsland, USA das Ursprungsland.
Für die Antragstellung wird außerdem vorausgesetzt:
[su_quote cite=“Bestimmungen für die FCI-Anerkennung (April 2019)“](…) mindestens fünfzehnjährige Registrierung bei einem nationalen Hundeverband. [/su_quote]
Diese Voraussetzung erfüllt Tschechien – dort wurde der Silken Windsprite 2003 erstmals national anerkannt, also vor 16 Jahren. Mit der internationalen Anerkennung des Prager Rattler und des Böhmischen Schäferhund hat der Tschechische Hundezuchtverein sogar beste Erfahrungen bezüglich des Antragsverfahrens bei der FCI.
Die Population
Eine wichtige Grundlage für die internationale Anerkennung ist die Populationsgröße der Rasse. Dazu muss geklärt werden, wieviele Hunde und – ganz wichtig – Zuchthunde es von dieser Rasse gibt. Mit zu wenigen Zuchthunden kann eine Rasse nicht gesund weitergezüchtet und erhalten werden.
[su_quote cite=“Bestimmungen für die FCI-Anerkennung (April 2019)“]Die Population muss sich aus mindestens 8 (Blutlinien) zusammensetzen, jede mit wenigstens zwei Rüden und 6 Hündinnen aus zwei verschiedenen Würfen in jeder Blutlinie, die innerhalb von fünf Jahren geboren wurden. Während drei Generationen dürfen keine gemeinsamen Ahnen vorkommen.[/su_quote]
Das ist eine Hürde, die jedem Silken-Windsprite-Freund den Schweiß auf die Stirn treibt. Schon allein, weil sie sich so abstrakt liest.
Theoretisch könnte man diese Aufgabe so angehen:
- Gehe auf die Züchterübersicht beim DWZRV und schau dir alle Würfe an
✓ CHECK – kein Problem! - Finde mindestens zwei eng verwandte Würfe mit zusammen mindestens zwei Rüden und 6 Hündinnen.
✓ CHECK – kein Problem! - Finde das nun gleich 8 Mal und erstelle daraus Gruppen = „Blutlinien“.
✓ CHECK – kein Problem! - Stelle sicher, dass in den ersten 3 Generationen kein Hund in mehreren Gruppen auftaucht.
✗ ohje….
Doch gemeinsam mit den anderen Ländern mit der nationalen Anerkennung und den USA könnte es durchaus möglich sein diese Anforderung zu erfüllen.
Die Schätzung der effektiven Populationsgröße
Neben der Blutlinien-Methode bietet die FCI seit kurzem noch eine andere Möglichkeit die Populationsgröße zu bestimmen: Die Schätzung der effektiven Populationsgröße anhand der Ahnentafeln der letzten fünf Jahre.
[su_quote cite=“Bestimmungen für die FCI-Anerkennung (April 2019)“]Es wird allgemein vorausgesetzt, dass die effektive Populationsgröße über einem Wert von 50 bis 100 liegen sollte, um die Reproduktionstauglichkeit kurzfristig zu erhalten (Frankham et al., 2002). Bei einer effektiven Populationsgröße von unter 50 ist die internationale Anerkennung der Rasse nicht zu empfehlen.[/su_quote]
Wie genau die Schätzung anhand der Ahnentafel funktioniert und wie der Wert beim Silken Windsprite ist?
Keine Ahnung! Die FCI schreibt zu dieser Methode:
[su_quote cite=“Bestimmungen für die FCI-Anerkennung (April 2019)“]Um dies (die effektive Populationsgröße) zu beziffern, sollte eine Abstammungsdatei für eine Referenzpopulation (d.h. alle über einen Zeitraum von fünf Jahren geborenen Welpen) und ihre Vorfahren über mindestens drei Generationen zur Verfügung gestellt werden. [/su_quote]
Neben der Schätzung anhand der Ahnentafeln gibt es eine mathematische Formel zur Berechnung. Dazu wird nur die Zahl der geborenen Rüden und Hündinnen benötigt. Das Ergebnis für die DWZRV-Population beträgt dabei etwa 28. Alleine also deutlich zu wenig, doch gemeinsam mit anderen Ländern könnte diese Voraussetzung möglicherweise erfüllt werden.
Weitere Dokumente für den Antrag bei der FCI
Die Frage um die Populationsgröße ist wohl die schwierigste bei dem Antrag auf internationale Rasseanerkennung bei der FCI. Die weiteren Dokumente sind Formsache und gleichzeitig Fleißarbeit:
Bereits für die nationale Anerkennung durch den VDH in Deutschland wurden zahlreiche DNA-Proben gesammelt, jeder im VDH geborene Welpe hat einen DNA-Fingerprint. Allein dadurch wurde jede Menge Genmaterial der Silken Windsprites gesammelt.
Datensammlungen rund um die Gesundheit des Silken Windsprite gibt es bereits: Seit Jahren wird standardmäßig auf die bekannten Erbkrankheiten MDR1 und CEA getestet, alle Zuchthunde im DWZRV und der Großteil im Ausland wurden auf Herz-Kreislauferkrankungen untersucht. Daneben gibt es den Gesundheitsfragebogen des DWZRV mit bisher (Stand Oktober 2019) 242 vollständig ausgefüllten Fragebögen .
Die Beschreibung zum Verhalten und Charakter dürfte nicht allzu schwerfallen, als Testergebnisse könnten sogar die vorhandenen Körberichte zum Verhalten herangezogen werden.
Dem FCI-Vorstand muss ein vorläufiger Standard vorgelegt werden.
Der IWC (International Windsprite Club) ist der Rassezuchtverein im Ursprungsland USA und damit für uns der standargebende Club. Zuletzt wurde der Rassestandard im April 2014 überarbeitet. Dieser Standard wird auch aktuell, übersetzt ins Deutsche, in den deutschsprachigen Ländern eingesetzt.
Etwaige Änderungen an diesem Standard müssen unbedingt in Absprache und Einverständnis mit dem Ursprungsland stattfinden.
Für die erste Seite des Standards wird außerdem eine Illustration der Rasse, in der Regel ein Standbild, benötigt.
Ein wichtiger Punkt ist die Beurteilung der Hunde live und in Farbe. Die FCI schickt eine Delegation und möchte mindestens 60 Hunde beurteilen, Rüden und Hündinnen, die alle Größen und Farben vertreten.
Das sollte für unsere Rasse keine Herausforderung darstellen, bei so vielen engagierten Züchtern und Besitzern. So wird diese Zahl alleine schon regelmäßig auf den Jahresausstellungen des DWZRV oder den Clubtreffen des SWC übertroffen.
Vorläufige vs. endgültige Anerkennung
Ganz gleich, ob national oder international: Die Anerkennung einer Hunderasse ist zunächst immer vorläufig bzw. provisorisch. Während der Zeit der vorläufigen Anerkennung müssen regelmäßig Nachweise erbracht werden, dass sich die Rasse positiv entwickelt.
Nach Ablauf von frühestens 10 Jahren wird enschieden, ob die Rasse endgültig anerkannt wird, oder aber der Status der Anerkennung wieder verliert.
Vielen Dank für diesen informativen Blog, der den Weg zur internationalen Anerkennung klarer macht.
Sehr informativer Artikel, vielen lieben Dank dafür! Und für die tollen Fotos der Hunde, superschöne Auswahl, besonders die beiden „Summer Silk’s“!
Danke fuer den tollen Blog Beitrag!
Sehr interessanter Beitrag, besonders für mich als Züchterin die in Frankreich lebt und natürlich darauf wartet und hofft das die Internationale Anerkennenung lieber heute als morgen kommt.
Liebe Grüße
Marion