Doppelbelegung in der modernen Hundezucht: 1 Wurf, 2 Väter

Nun ist es sicher: Petra Zubers Hündin Moony (Zuchtstätte „vom weißen Mond“) ist trächtig. Wir freuen uns sehr! Die Welpen werden um den 3. September erwartet. Weiterhin bleibt aber spannend, ob Moony tatsächlich Welpen von beiden Rüden erwartet – das wird erst viel später der Gentest zeigen.

Moonys Welpen sind am 03.09. geboren. Es sind zwei Rüden und zwei Hündinnen.
Mitte Oktober kamen die Ergebnisse des Vaterschaftstests. Leider hat die Doppelbelegung nicht funktioniert: Calisto ist der Vater von allen vier Welpen.

http://www.vomweissenmond.de/Silken_Windsprites_vom_weien_Mond/B-Wurf/B-Wurf.html

Nach der Deckmeldung auf meinem Hundeblog haben mich viele Fragen erreicht: Was ist eine Doppelbelegung überhaupt? Wie funktioniert das? Warum macht man das überhaupt und welche Vor- und Nachteile ergeben sich daraus?

Erst seit 2018 ist eine Doppelbelegung, auch Mehrfachbelegung oder englisch Double Sire Litter genannt, im Windhundverband überhaupt möglich. Davor musste diese neue Zuchtmethode zunächst offiziell vom VDH genehmigt werden. Daher gibt es zu dem spannenden Thema Doppelbelegung bisher relativ wenige Informationen.

§ 1. 1. der DWZRV-Zuchtordnung:
Die Mehrfachbelegung einer Hündin während einer Läufigkeit durch maximal zwei Rüden ist der Zuchtleitung rechtzeitig vor der Belegung anzuzeigen. Für alle Elterntiere ist ein Fingerprint nach ISAG 2006 vorzulegen. Eine Doppelbelegung ist genehmigungspflichtig,

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Die Doppelbelegung der Hündin

Eine Hündin produziert während des Eisprungs mehrere befruchtungsfähige Eizellen gleichzeitig. Etwa 3 – 4 Tage lange sind diese befruchtungsfähig. Ist zu diesem Zeitpunkt Sperma von zwei Rüden vorhanden, können Welpen von unterschiedlichen Vätern in der gleichen Hitze gezeugt werden. Nach der Befruchtung verschließt sich die Eizelle und es kann kein weiteres Spermium eindringen. Dadurch ist ganz sicher, dass kein Welpe Erbmaterial von beiden Vätern trägt, sondern jeweils nur einen Vater hat.

Es gibt unterschiedliche Ansätze die Doppelbelegung durchzuführen: Oftmals deckt der eine Rüde auf natürliche Weise und von dem anderen Rüden wird Sperma abgenommen und künstlich in die Hündin eingesetzt. Auch eine künstliche Befruchtung mit dem Sperma beider Rüden wäre denkbar.

Die Erkenntnisse bereits erfolgreich durchgeführten Doppelbelegungen lassen vermuten, dass sich der Rüde, der zuerst deckt, oftmals stärker durchsetzt und mehr Welpen zeugt als der Nachfolgende.

Im Fall von Moonys Wurf deckten beide Rüden auf natürliche Weise. Sky, der bisher noch nicht erfolgreich deckte, wurde am 14. und 16. Tag der Läufigkeit eingesetzt und Calisto am Tag dazwischen.

Vor- und Nachteile einer Doppelbelegung

Der wichtigste Vorteil einer erfolgreichen Doppelbelegung ist die Erhöhung der Diversität innerhalb des Wurfes. Gerade für seltene Hunderassen, wie den Silken Windsprite, ist das ein großer Zugewinn. Mit nur einem Wurf kann erreicht werden, wofür es sonst zwei Würfe bräuchte. Das entlastet natürlich auch die Hündin.

Auch vorteilhaft ist die „Absicherung“ des Wurfes: Manch ein Züchter überlegt sich zweimal, ob er einen älteren oder unerfahrenen Rüden einsetzen möchte oder gar einen, der schon ohne Erfolg gedeckt hat. Durch eine Doppelbelegung könnte hier das Risiko, dass der Wurf nicht klappt, ausgeglichen werden.

Der offensichtliche Nachteil einer Doppelbelegung ist die Organisation. Gerade bei seltenen Rassen müssen Züchter oft erhebliche Strecken auf sich nehmen, um nur einen Rüden zu besuchen. Wenn es nach dem ersten Besuch noch weiter geht zum zweiten Rüden, kann dies erhöhten Stress für die Hündin bedeuten.

Auch nicht jede Hündin und nicht jeder Deckrüdenbesitzer ist begeistert von einer Doppelbelegung. Hier muss alles passen.

Im Fall von Moonys Wurf war es entspannt, da der erste Rüde (Sky) im gleichen Haushalt lebt und die Fahrt zum zweiten Rüden (Calisto) eine Tagesreise war. Moony hatte dabei keine Bedenken und fand auch den zweiten Rüden äußerst ansprechend.

Nach dem Wurf: Der Vaterschaftstest

Jeder Silken Windsprite Zuchthund im DWZRV hat einen sogenannten DNA-Fingerprint. Auch für alle Silken Windsprite Welpen werden verpflichtend DNA-Fingerprints erstellt. Für den Vaterschaftstest werden die DNA-Fingerprints der Welpen dann mit denen der Elterntiere abgeglichen. Bei einer Doppelbelegung müssen die bereits vorhandenen DNA-Fingerprints also nur noch abgeglichen werden, was etwa 30 Euro extra pro Wurf ausmacht.

Allerdings können offiziell gültige DNA-Tests erst nach dem Einsetzen des Mikrochip gemacht werden. Normalerweise werden die Chips ab der 6. Woche vom Tierarzt gesetzt. Dann kann der Tierarzt oder Zuchtwart mit speziellen Bürstchen das DNA-Material, Speichel aus dem Mundraum, entnehmen und ins Labor senden. 2 – 3 Wochen später sind die Ergebnisse da.

Allerdings gibt es auch spezielle Mini-Mikrochips, die bereits bei deutlich jüngeren Welpen verwendet werden können.

Viel Geduld ist also nach der Geburt angesagt, bis feststeht, ob die Doppelbelegung funktioniert hat. Aber Silken Windsprite Züchter sind es sowieso häufig gewohnt, auf die Ergebnisse von Gentests zu warten, da bei vielen Verpaarungen Tests auf die erblichen Gendefekte MDR1 und CEA nötig sind. Diese Ergebnisse werden auf den Ahnentafeln eingetragen und sind ein wichtiger Faktor für die Entscheidung, welche Hündin und welcher Rüde bevorzugt in die Weiterzucht gehen sollte (und daher beim Züchter bleibt oder an motivierte Besitzer geht. Dieses Auswahlkriterium ist entscheidend, um beide Gendefekte langfristig herauszuzüchten – aber natürlich nicht der einzige Faktor).

Bei bestimmten Farb-Kombinationen der Zuchthunde könnte man schon direkt nach der Geburt die Eltern identifizieren. Beispielsweise, wenn der erste Rüde reinerbig für eine dominante Fellfarbe ist, etwa Schwarz, der zweite Rüde und die Hündin jedoch nicht. Dann hätte alle schwarzen (und ggf. blauen) Welpen eindeutig den ersten Rüden als Vater und alle anderen Welpen den zweiten Rüden. Allerdings müssten denoch gewisse Sonderfälle beachtet werden (z.B. kann extreme Weißscheckung die Fellfarbe des Welpen verdecken, ebenso wie rezessives Rot / Creme.)

Bei der Verpaarung von Moony mit Sky und Calisto lassen die Farben weniger Rückschlüsse auf die Vaterschaft zu. Sicher ist, dass Welpen von Moony und Calisto alle eine sehr ausgeprägte schwarze Maske haben werden (Genotyp Em/Em). Welpen von Moony und Sky können entweder ebenfalls eine ausgeprägte schwarze Maske haben, aber auch eine etwas weniger ausgeprägte (Genotyp Em/Em ODER Em/E).

Unterschiedliche Ausprägung der schwarzen Maske: Calistos Maske (links, Genotyp Em/Em) reicht über den ganzen Kopf, während Coopers Makse (rechts, Genotyp Em/E) nur bis knapp zu den Augen reicht.

Ansonsten können die Welpen von beiden Vätern sehr bunt werden: Rot- und sandfarbene Welpen, mit und ohne Stromung und mit oder ohne Weißscheckung. Auch Watermarking wäre möglich.

Nachtrag: Hat die Doppelbelegung funktioniert?

In diesem Fall hat die Doppelbelegung nicht funktioniert wie geplant. Nur unser Calisto hat sich als Vater durchgesetzt und alle vier Welpen sind von ihm.

Generell sind Doppelbelegungen in den meisten Fällen nicht erfolgreich.

Maike Müller

Hallo, ich bin Maike. Auf GoldenMerlo blogge ich über Pflege, Ernährung, und Gesundheit von Hunden und teile Tipps, Lifehacks und einfache DIYs rund um den Hund. Außerdem erfährst Du hier alles Wissenswerte über die seltene Windhundrasse Silken Windsprite und die drei Rüden Calisto, Cooper und Bonsai.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Avatar
    Susanne Siegert

    Spannender Artikel,
    Interessiere mich mehr über die Rasse.
    So z.B ob sie für den Einsatz bei Kindern geeignet wären

  2. Avatar
    Steffi

    Hallo,

    sehr interessanter Einblick! Ich kenne „Dual Sired“ nur anekdotisch und von Züchterseiten aus dem englischsprachigen Raum, kann die Gründe aber allesamt nachvollziehen.

    Zu den Gesichtsmasken: Da scheinen beim Hund allgemein noch weitere erbliche modifizierende Faktoren am Werk zu sein, die man nicht wirklich kennt. Zum Beispiel sind ja nahezu alle Malinois Em/Em, aber die Masken reichen trotzdem bei verschiedenen Hunden von „viel extremer als Calisto“ zu „viel weniger als Cooper“.

    LG
    Steffi

    1. Maike von GoldenMerlo

      Hallo Steffi,

      ich gehe auch fest davon aus, dass es rund um die Masken (und andere Farben) noch diverse Modifikator-Gene gibt. Denn auch beim Silken Windsprite gibt es so stark ausgeprägte Masken, die (wie beim Malinois) bis zu den Beinen reichen. Auch das Watermarking scheint mit der Maske in Zusammenhang zu stehen. Und dann gibt es noch Silken Windsprites, die zwar eine leichte Maske haben, genetisch aber E/E sind.
      Kleine Wundertüten 🙂

      Liebe Grüße

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