Was tut sich in der Silken Windsprite Zucht, wie viele Rüden und Hündinnen wurden eingesetzt, wie sind die jeweils miteinander verwandt, wie viele Welpen wurden geboren und wie entwickelten sich COI und AVK im Laufe der Jahre?
All diese Informationen und Daten sind öffentlich einsehbar. Mit viel Fleißarbeit habe ich sie in Tabellen und Grafiken gepackt, analysiert und aufbereitet, als Information für alle Interessierten. Denn die Windsprite-Züchter und -Liebhaber haben sich einmal Transparenz ganz groß auf die Fahne geschrieben.
Bereits im Januar dieses Jahres habe ich einen „kleinen Zuchtreport“ für die Silken Windsprites erstellt. Bei The Greyhound Show hatte ich den sehr ausführlichen Report zur Greyhound-Zucht in Deutschland gesehen. Mit Anregungen und Infos von Barbara Thiel habe ich nun meinen ersten Report erweitert und angepasst. Herzlichen Dank für die Unterstützung!
Die letzten 5 Jahre Windsprite-Zucht: 2013 – 2017
In diesem Zeitraum wurden 40 Würfe gezüchtet und 216 Welpen geboren und eingetragen.
Jahr | Würfe | Welpen gesamt | davon Rüden | davon Hündinnen |
2013 | 5 | 27 | 13 | 14 |
2014 | 10 | 53 | 29 | 24 |
2015 | 5 | 31 | 17 | 14 |
2016 | 6 | 37 | 25 | 12 |
2017 | 14 | 68 | 33 | 35 |
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Inzuchtkoeffizient
Für jeden dieser 40 Würfe lässt sich der Inzuchtkoeffizient (kurz IK oder COI) errechnen. Ich habe dazu das Tool aus dem BreedArchive verwendet, alle Werte sind auf 5 vollständige Generationen berechnet.
Die grüne Linie zeigt den Mittelwert 4,82 %. Der niedrigste COI ist 1,56 % – der höchste 8,79 %.
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Eine Verpaarung mit dem COI von 6,25 % entspricht der Verwandtschaft von Cousins ersten Grades.
Allerdings muss man immer im Hinterkopf behalten, dass der Inzuchtkoeffizient „nur“ ein theoretischer Wert ist. Die tatsächliche genetische Diversität eines Hundes kann man nur per Gentest ermitteln.
Ahnenverlust
Auch zur Berechnung des Ahnenverlust habe ich das Tool aus dem BreedArchive verwendet, alle Werte sind auf 5 vollständige Generationen berechnet.
Die grüne Linie zeigt wieder den Mittelwert 24,0 %. Der niedrigste Ahnenverlust ist 14,5 % – der höchste 35,5 %
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Inzuchtkoeffizient und AVK im Durchschnitt
Hier sind die Durschnittswerte von COI und AVK nach Jahren aufgestellt. Insgesamt ist eine leichte Tendenz nach unten zu erkennen.
Jahr | COI Ø | AVK Ø |
2013 | 5,67 % | 26,5 % |
2014 | 5,56 % | 26,8 % |
2015 | 4,42 % | 21,6 % |
2016 | 4,17 % | 23,1 % |
2017 | 4,42 % | 22,5 % |
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Eingesetzte Zuchthunde
Nicht wenige der eingesetzten Zuchthunde sind Voll- oder Halbgeschwister. 11 Hunde sind Importe aus den USA oder aus zwei Importen gezüchtet. Ein eingesetzter Rüde steht in Tschechien, seine Mutter ist ein USA-Import und aus zwei kurzhaarigen F1 (Whippet x Windsprite) gezüchetet. Sein Vater wiederum geht rein auf Original-Windsprites zurück, ohne jede Whippet-Einkreuzung seit der Rassegründung. Sowas gibt es heute gar nicht mehr. Ein Rüde aus den USA konnte nur durch den Einsatz von Gefriersperma in die deutsche Population eingebracht werden und zwei Rüden aus der Schweiz wurden eingesetzt – beides geht aktuell leider nicht mehr.
Nicht wenige vielversprechende Nachwuchsrüden konnten nicht in der Zucht eingesetzt werden. Sei es wegen Hodenfehlern, Fortpflanzungsproblemen oder Unfällen. In den letzten Jahren betrifft das etwa 10 Rüden, die mir bekannt sind und die der Rasse so verloren gegangen sind. Betrachtet man sich die Statistik unten, hätte man bis zu 1/3 mehr Rüden zur Zucht einsetzen können, was eine riesige Anzahl ist. Es ist also nicht nur viel Engagement vonseiten des Züchters nötig um Nachwuchsrüden für die Zucht zu gewinnen, sondern leider auch eine große Portion Glück. In ähnlicher Form gilt das auch für Nachwuchshündinnen und sogar erwachsene Hündinnen, die nie zur Zucht eingesetzt werden, weil kein passender Rüde zur Verfügung steht oder es irgendwann zu spät ist. Ganz nebenbei wartet auch noch Gefriersperma aus den USA auf seinen Einsatz, der aktuell aufgrund der Regelungen des DWZRV nicht möglich ist. Anmerkung: Nach den offiziellen Zahlen ist Kryptorchismus beim Silken Windsprite nicht häufiger als bei anderen Rassen. Vermutlich gibt es jedoch eine gewisse Dunkelziffer.
In den unten stehenden Grafiken sind die Zuchthunde mit der Gesamtzahl an Welpen und Würfen aufgelistet. Der orange Balken in der Grafik zeigt den prozentualen Anteil des jeweiligen Hundes an der Gesamtzahl der Nachkommen (216 Welpen) in dieser Zeitspanne.
Dieser prozentuale Anteil ist eine wichtige Kennziffer. Laut Empfehlung der FCI sollte kein Hund (Rüde wie Hündin!) mehr als 5 % der Nachkommen einer Population innerhalb 5 Jahren zeugen. Das wird im Praxisbuch Hundezucht ebenfalls thematisiert. Beim Silken Windsprite sind 5 % der Population 10,8 Welpen, diese Zahl ist also oft schon mit 2 Würfen überschritten. Geht man danach, sind etwa die Hälfte aller eingesetzten Rüden bereits jetzt „Popular Sires“. Auch für Hündinnen gilt die Empfehlung der FCI mit 5 %. Wahrscheinlich gibt es kein passendes Gegenstück zum Begriff „Popular Sire“, weil die maximal mögliche Anzahl an Nachkommen bei den Hündinnen deutlich geringer ist. Doch bei unserer kleinen Population unterscheidet sich die Zuchtverwendung der Geschlechter kaum.
Deckrüden
Für die 40 Würfe wurden 21 Rüden eingesetzt. 7 davon jeweils dreimal, 5 jeweils zweimal, 9 einmal.
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Zuchthündinnen
Zur Zucht eingesetzt wurden 24 Hündinnen. 3 Hündinnen hatten in dieser Zeitspanne jeweils drei Würfe, 9 hatten zwei Würfe, 12 hatten einen Wurf.
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Verwandtschaftsbeziehungen
Natürlich sind die Silken Windsprites, wie alle Rassehunde, mehr oder weniger miteinander verwandt, je nachdem wie weit man in der Ahnentafel zurück geht.
Wie oben beschrieben gibt es unter den aktiven Zuchthunden nicht wenige Voll- und Halbgeschwister. Die Verwandtschaftsbeziehungen der Zuchthunde lassen sich in diesem Cluster ganz gut erkennen. Dafür habe ich den eingesetzten Zuchthunden ihre Eltern und Großeltern zugeordnet. Umso größer der Kreis, umso mehr „Verbindungen“ hat dieser Hund in Form von Nachkommen, was dem Einfluss auf die Population entspricht.
Man kann sehr gut sehen, dass die Hunde aus Tschechien (die rötlichen Kreise links und rechts) eine gute Ergänzung darstellen. Allerdings stammen die Vorfahren dieser Hunde ebenfalls aus deutscher und amerikanischer Zucht. Die beiden Ausläufer unten sind durch einen kürzlichen USA-Import und einen Wurf mit Gefriersperma aus den USA im Jahr 2014 entstanden.
In der blauen Grafik zeigt die Farbintensität den prozentualen Anteil an der Gesamtzahl der Nachkommen. Hunde mit dunkelblauem Kreis hatten einen hohen Anteil, wurden also in den letzten fünf Jahren häufiger eingesetzt (siehe Säulendiagramm oben). Die Größe der Kreise dagegen zeigt, wie auch oben, die Anzahl der „Verknüpfungen“. Ein Hund mit hellblauem, großem Kreis bedeutet zum Beispiel, dass der Hund in den letzten 5 Jahren nicht zur Zucht eingesetzt wurde, aber mehrere seiner Nachkommen (auf 2 Generationen betrachtet). Ein Hund mit dunkelblauem, kleinem Kreis bedeutet dagegen, dass der Hund in den letzten 5 Jahrne häufiger zur Zucht eingesetzt wurde, aber keine oder kaum seiner Nachkommen.
Habe ich bei den oberen Grafiken nur die Verwandtschaft mit den Elterntieren (über 2 Generationen) berücksichtigt, haben in der roten Grafik auch Voll- und Halbgeschwister Verknüpfungen erhalten. Die Farbintensität zeigt wieder den prozentualen Anteil des Hundes an den Nachkommen der letzten 5 Jahre, so wie oben auch. Durch die neuen Verknüpfungen werden aber die Kreisgrößen neu gewichtet.
Anschaulich wird das unter anderem am Beispiel des Hundes Coffee Boy. Während er in Blau wenig Verknüpfungen und einen eher kleinen Kreis hat, da lediglich zwei seiner Nachkommen in die Weiterzucht gingen, sticht er in Rot auf einmal deutlich hervor: durch die Vielzahl an Halbgeschwistern von beiden Elternteilen.
Wer die Grafiken in groß sehen möchte, kann sie hier als PDF downloaden und ranzoomen.
Im Jahr 2017
2017 wurden 14 Würfe geboren mit 68 eingetragenen Welpen (33 Rüden, 35 Hündinnen). Es wurden 14 Zuchthündinnen und 11 Rüden eingesetzt, davon deckten 2 Rüden jeweils dreimal.
Bis Ende 2017 wurden 33 Rüden im DWZRV angekört. Das bedeutet, 20 angekörte Rüden wurden noch nie im DWZRV, oder generell, eingesetzt.
Warum der Großteil der angekörten Rüden bisher nicht in der Zucht eingesetzt wurde? Nun, ein Teil dieser Hunde ist noch recht jung und gerade frisch angekört. Doch wenn die Planungen der Züchter aufgehen, sollen in 2018 mindestens 9 Erstlings-Rüden eingesetzt werden.
Für andere Rüden ist es aufgrund der MDR1- und CEA-Werte sowie des Verwandschaftsgrades nicht so einfach passende Hündinnen zu finden. Auch ist die Informationslage für die Züchter ist nicht optimal. Es gibt keine aktuelle, öffentliche Liste mit den angekörten Rüden. Wer nicht die Veröffentlichungen in der Zeitschrift „Unsere Windhunde“ verfolgt und mitschreibt, hat es schwer.
30 Hündinnen wurden bis Ende 2017 angekört, etwa 4 davon sind jetzt in Rente. Im Jahr 2018 werden etwa 8 neue Zuchthündinnen ihren ersten Wurf bekommen.
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Wichtige Maßnahmen für die Silken Windsprite Zucht
Weiterhin sollten Träger (+/-) des MDR1- und CEA-Gendefekts zur Zucht eingesetzt werden
Nach vielen Jahren der Gentests und gezielten Verpaarungen scheint eine MDR1-Gendefekt-freie Population zum Greifen nahe. Gerade eine handvoll Zuchthunde sind noch Träger (+/-) des MDR1-Gendefekts. Dennoch sollten auch weiterhin Träger zur Zucht eingesetzt werden, um die größtmögliche Vielfalt an Zuchthunden zu nutzen.
Auch die Verpaarung von zwei CEA-Trägern (+/-) x (+/-) sollte weiterhin möglich sein.
Wie bisher im SWC e.V. und DWZRV sollte die Verpaarung von zwei CEA-Trägern auch weiterhin mit Sondergenehmigung möglich sein, um den Genpool möglichst groß zu halten und nicht noch mehr Zuchthunde zu verlieren. Wer dem Fachvortrag über die Collie Eye Anomaly von Dr. Hennecken (Gründungsmitglied im Dortmunder Kreis, DOK und Spezialist für CEA) aufmerksam gelauscht hat, weiß, dass dies auch bei anderen Rassen üblich ist. Welpen mit dem Status (-/-) müssen natürlich weiterhin augenärztlich untersucht werden. Dr. Hennecken, der übrigens seine Doktorarbeit über den CEA-Gendefekt geschrieben hat, bestätigt, dass es beim Silken Windsprite keine Sehbeinträchtigungen in Zusammenhang mit CEA gibt. Im Gespräch wurde deutlich, welch großen Einfluss nicht nur der Genotyp, sondern auch der Schweregrad der Erkrankung auf die Welpen hat. Das erklärt, warum CEA bei manchen Rassen zu schweren Beeinträchtigungen führt und bei anderen Rassen kaum Einfluss hat.
Wichtig ist der Austausch von Deckrüden mit Ländern, in denen die Rasse bisher nicht anerkannt ist, besonders Schweiz.
Vonseiten des VDH habe ich mehrfach die Info erhalten, dass dies möglich sein soll. Lediglich beim DWZRV hat diese Sache keinerlei Priorität, auch wenn sie bei jedem Rassemeeting aufs Neue besprochen wird. Bis zur erhofften nationalen Anerkennung in der Schweiz wäre eine Phänotypisierung während einer grenznahen DWZRV-Veranstaltung denkbar.
Der Einsatz von Gefriersperma aus den USA sollte ebenfalls ermöglicht werden
Aktuell ist es nicht möglich Gefriersperma aus den USA (oder anderswo) in Deutschland einzusetzen. Mit Ländern, in denen die Rasse aktuell nicht anerkannt ist, funktioniert der Austausch aktuell nur über Importe. Gefriersperma von vielversprechenden Rüden aus den USA lagert bereits in Deutschland. Wie kann der Einsatz möglich gemacht werden, gibt es diese Thematik bei anderen Rassen?
Wünschenswert ist der Einsatz eines Programms zur Zuchtwertschätzung
Durch ein spezielles Programm könnten auch die Verwandtschaftsbeziehungen innerhalb der Population bei der Paarungsplanung berücksichtigt und neue Möglichkeiten aufgezeigt werden. Bei anderen Rassen sind solche Programme erfolgreich im Einsatz, um z.B. die Rate an Kryptorchiden zu senken
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Weitere Informationen
http://katrin-und-joachim.de/wp-content/uploads/2017/10/greyhoundzucht_deutschland_2012_2016-1.pdf
https://silkenwindsprite.breedarchive.com/home/index
https://www.mydogdna.com/
Liebe Maike – super interessant geschrieben .Eine tolle Sache von dir , die sicher wahnsinnig viel Arbeit gemacht hat und auch nachdenklich macht über die weitere Zucht in der Zukunft .
Übrigens hat Merlin auch schon Welpen 2017 produziert – sind Ende 12ˋ17 geboren ( bei Bodo ) .
Liebe Grüße Johannes & Helgrit
Vielen Dank, liebe Helgrit!
Nach meinen Daten ist Merlins erster Wurf (H-Wurf von Krefting) am 12.01.2018 geboren. Stimmt das etwa nicht?
Somit wären er und seine Welpen erst im nächsten Report dabei.
Liebe Grüße, Maike